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Züchterabend mit Landoberstallmeisterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck

Am 19.11.2022 veranstaltete der Hannoveraner Verein Schleswig-Holstein in Bad Segeberg einen Züchterabend zum Thema: „Ist Vollblut in der heutigen Warmblutzucht noch nötig und sinnvoll?“ Nicht nur interessierte Pferdefreunde aus Schleswig-Holstein, sondern auch aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern waren angereist.

Die Referentin, Frau Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, gebürtige Schleswig-Holsteinerin, ist Leiterin des ältesten deutschen Land- und Hauptgestütes in Marbach. Sie stellte das Gestüt vor, welches auf eine über 500-jährige Zuchttradition zurückblicken kann. Edelblut spielte in Marbach stets eine besondere Rolle. Berühmt ist die über 200 Jahre alte Araberzucht Weil-Marbach, die z. B. über Amurath Weil I maßgeblichen Einfluss auf andere Zuchtgebiete, u. a. Hannover genommen hat. Stan the Man xx, Ituango xx, Il Divo xx, Armand xx, Silvery Moon xx oder Icare D’Olympe AA, Nathan de la Tour AA, Cestuy La De L’Esques AA und Potter du Manaou AA sind klangvolle Namen, besonders im aktuellen Vielseitigkeitssport.

Eingeleitet wurde der Vortrag mit der Frage: Welche Attribute verspricht sich der heutige Züchter vom Vollblut? Gesundheit, Härte, Kampfgeist, Intelligenz, Schnelligkeit, Adel wurden genannt. Obwohl all diese Eigenschaften hochbegehrt sind, setzt aber kaum jemand Vollblut ein. In den Pedigrees rückt xx immer weiter nach hinten. Diese Entwicklung wird in ihrer Tragweite kontrovers diskutiert. Negative Konsequenzen sind keineswegs auszuschließen. Der kurzfristige Vermarktungserfolg steht bei der Mehrheit der Züchter an erster Stelle. Vollblutanpaarungen stellen ein größeres Risiko dar und erfordern ein Denken in Generationen. Ob ein Vollbluthengst sich in der Warmblutzucht positiv vererbt, lässt sich erst beurteilen, wenn eine ausreichend große Nachkommenzahl unter dem Reiter getestet wurde. Angesichts der spärlichen Nutzung dauert dies in der Regel viel zu lange. Wenn sich die Tauglichkeit der Nachkommen herausgestellt hat, ist der betreffende Hengst meist nicht mehr verfügbar. Für eine langfristig positive Zuchtentwicklung dürfte eine permanente, tropfenweise Vollblutzufuhr unverzichtbar sein.

Thema und Vortrag kamen sehr gut an. Die Referentin erfragte themenbezogene Anliegen an die Zuchtleitungen und forderte zur Diskussion auf, woraus sich ein engagiertes, lebhaftes Züchtergespräch entwickelte. Ziel müsste z. B. sein, die Positivvererber frühzeitiger zu erkennen durch gezielte Nachzuchtbeobachtung und entsprechende Berichterstattung.

Diskutiert wurde auch die Frage, ob Vollblut besser über Stuten oder über Hengste zugeführt werden sollte. Hierüber waren die Meinungen geteilt. Welche Kriterien machen einen Vollblüter für die Warmblutzucht interessant? Nicht ausschließlich Rennleistung, sondern Typ, Interieur, Fundamentkorrektheit, Reitpferdepoints und Springveranlagung sind wichtig. Deshalb muss eine Koryphäe im Rennsport mit extrem teurer Decktaxe keineswegs immer ein idealer Warmblutvererber sein. Eine sehr begrüßenswerte Initiative war das vor einigen Jahren vom Warendorfer Rennverein präsentierte, von der FN und dem Direktorium für Vollblutzucht und Rennen unterstützte „Schaufenster Vollblut“, mit Eignungs- und Geländeprüfungen für Vollblutpferde. Eine Neuauflage wäre sehr wünschenswert.
Blutpferde üben eine besondere Faszination aus. Ihre Züchtung ist eine besondere Herausforderung. Wir hoffen, mit diesem Abend Anregungen im Sinne von Mut zum Blut gegeben zu haben.

Rudolf Drünert

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